Mit einer breit angelegten Befragung unter 900 Mitarbeitenden grosser Schweizer Firmen (SBB, Lindt & Sprüngli und Clariant) wurden die reichweitenstärksten und relevantesten Touchpoints der internen Kommunikation evaluiert. Fazit: Intranet erreicht am meisten Angestellte, gefolgt vom Gespräch mit Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen. Wenn es aber um die Relevanz der Information geht, ist das Gespräch mit dem Chef oder der Chefin ungeschlagen.

Im Perikom-Faktencheck 2021, welcher gemeinsam mit der Accelerom AG und der HWZ, Hochschule für Wirtschaft, durchgeführt wurde, ging es in einer im März 2021 durchgeführten Online-Befragung darum, welche Kommunikations-Touchpoint Mitarbeitende am meisten nutzen sowie darum, welche sie am relevantesten ansehen.

Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Komplexität der Kommunikationskanäle helfen die Erkenntnisse aus der Studie, den richtigen Schwerpunkt in der internen Kommunikation zu setzen.

Intranet zentral für die Informationsbeschaffung

Auf die Frage, welche Touchpoints die Mitarbeitenden benutzen, um sich zu informieren, liegt das Intranet vorne. Gleich dahinter fungiert das Gespräch mit dem direkten Vorgesetzten und den Kollegen. Ebenfalls als sehr wichtig werden Videobotschaften des CEOs angesehen – was vermutlich gerade in Zeiten von Corona einen bedeutenden Aufschwung erlebt hat. Fragt man jedoch, wo die Mitarbeitenden das erste Mal mit einem neuen Thema in Berührung kommen, liegt das Gespräch mit den Vorgesetzten an erster Stelle.

Bedeutung des Gesprächs mit Vorgesetzten ist ungeschlagen

Auffallend ist die zentrale Rolle des Gesprächs mit den Vorgesetzten. Dieser Touchpoint erzielt in allen Phasen des Informationsprozess Spitzenwerte. So werden Gespräche mit den Vorgesetzten – sei es in einer Teamsitzung oder in einem Einzelgespräch – als äusserst glaubwürdig und relevant erlebt, wenn es um die Veränderung einer Meinung oder des Verhaltens geht.

Unterschiede zwischen den Mitarbeitenden: Ältere nutzen generell mehr Touchpoints als Junge

Der Faktencheck hat auch erhoben, welchem Mitarbeitertyp die Befragten (Motivierte, Angepasste, Minimalisten und Desillusionierte) angehören und ob sich hier grössere Unterschiede festmachen lassen. Eine zentrale Erkenntnis war: Je extrovertierter eine Person ist, desto mehr Touchpoints benutzt sie.

Eine grosse Überraschung der Untersuchung besteht darin, dass ältere Mitarbeitende mehr den digitalen Kanälen zugewandt sind. Damit wird das Vorurteil widerlegt, dass jung gleich digital bedeutet. Diese Erkenntnis kann auch dahingehend interpretiert werden, dass jüngere Mitarbeitende sich generell weniger stark informieren, während die älteren aufmerksamer betreffend neuer Informationen sind.

Relevanz für die Praxis im Unternehmensalltag

Was bedeuten nun die Ergebnisse der Studie für die Praxis? Die Resultate wurden einer Gruppe von zehn Kommunikationsverantwortlichen zur Diskussion vorgelegt. Diese waren sich einig, dass die von den Kommunikationsverantwortlichen bewirtschafteten Touchpoints der Mitarbeitendenkommunikation (Intranet, Infoveranstaltung etc.) zwar Aufmerksamkeit für ein Thema erzeugen. Für eine Verhaltensänderung der Mitarbeitenden reicht dies jedoch nicht aus. Es braucht die Kommunikation von Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen. Hier wird das grösste Potenzial der internen Kommunikation erkannt. Doch der Weg dahin scheint weit und schwierig, Konzepte dafür sind in der Praxis selten und wie so oft fehlen die Ressourcen. Doch ohne den Einbezug der Führungskräftekommunikation und der Kommunikation in internen Netzwerken unter den Mitarbeitenden selbst, werden es die Kommunikationsverantwortlichen nicht schaffen, eine wirklich wertschöpfende interne Kommunikation zu etablieren.

Take – Aways

1.    Die internen Kommunikationskanäle wie Intranet, Mitarbeiterzeitung oder Newsletter generieren zwar viel Reichweite, haben aber eine eher tiefere Relevanz.

2.    Das persönliche Gespräch, sei es mit Kollegen oder Vorgesetzten, ist zentral, wenn es um die Verankerung von Botschaften geht.

3.    Entgegen der typischen Faustregel «Je jünger, desto digitaler» werden mit zunehmendem Alter mehr digitale Touchpoints genutzt.

4.    Die Unterschiede zwischen den Blue Collar Worker und White Collar Worker sind eher marginal: Überraschend war, dass Blue Collar Worker ähnlich viele digitale Touchpoints nutzen wie White Collar Worker.

 

Hier geht es zum Download des Faktenchecks 2021 mit den Detailergebnissen.

Hier finden Sie die Zusammenfassung in einem Artikel in persönlich.

HWZ on Air: In a nutshell – Touchpoints in der internen Kommunikation (Podcast)